Schilling-Kurier 2002

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Freiburg wartet auf die Schillings

Das Münster in FreiburgDie Vorbereitungen auf unseren Familientag vom 7. bis zum 9. beziehungsweise 12. Juni laufen auf Hochtouren. Freiburg, der zentrale Platz unseres Treffens, freut sich auf viele Schillings. Vier Gästeführer wollen uns am Samstag, dem 8. Juni die Schönheiten dieser malerischen Stadt am Rande des Schwarzwaldes mit dem 800 Jahre alten Münster zeigen.

Am Nachmittag steht der Ausflug nach Heitersheim auf dem Programm. In der Malteserstadt wird Bürgermeister Jürgen Ehret und ein Fanfarenzug die Schillings im Johanniter-Schloss begrüßen. In diesem Schloss residierte Georg Schilling von Canstatt (1487 bis 1554), Großprior von Deutschland des Johanniter-Ordens. Kaiser Karl V. ernannte Georg 1546 aufgrund seines überragendes Einsatzes für Kaiser und Reich im Kampf gegen die Türken in Tunis und Algier zum Fürsten. Heitersheim wurde damit ein Fürstentum.

 

Schillings Hirschsprung

Der Hirschsprung im HöllentalWer das Zusatzprogramm des Familientages mitmacht, kann am Sonntag, dem 9. Juni auch das Werk eines anderen Schilling von Canstatt bewundern: Den Hirschsprung im Höllental, an dem wir auf unserem Weg zum Titi-See vorbeifahren. Der Großherzogliche Badische Hof-Jägermeister Ferdinand Heinrich Anton Schilling von Canstatt (1845 bis 1904) ließ 1874 die hölzerne Figur auf dem Felsen im Höllental errichten. Der Sage nach hat sich hier ein Hirsch durch einen Sprung über den Felsen hinweg vor seinem Jäger gerettet. Der Waidmann aber stürzte in die Tiefe. Übrigens zerstörte 1904 ein Unwetter die hölzerne Figur. Sie wurde 1907 durch eine Bronzeplastik ersetzt.

 

Jugendtreffen gescheitert

Leider ist das im vergangenen Jahr für den 19. bis 19. August geplante Jugendtreffen in Dresden nicht zustande gekommen. Das Interesse war zu gering. Schade! Dabei hatten sich unser Jugendsprecher Hubertus Baron von Schilling und Cousine Ricarda Firkert viel Mühe mit der Vorbereitung gemacht. Wir müssen untersuchen, woran dieser Fehlschlag lag. Vielleicht war der Termin ungünstig.

 

Erfolgreiche Webseite

Auf der Vorstandssitzung am 12. Januar dieses Jahres in Düsseldorf wurde Christian Freiherr Schilling v. Canstatt großes Lob für die Einrichtung unserer Webseite ausgesprochen. Hier der Bericht von Vetter Christian:

"Nach Fertigstellung unserer Webseite Anfang 2001 entwickelte sie sich zu einem regelrechten Schlager. Bisher wurden 1636 Aufrufe der Startseite verzeichnet. Innerhalb der letzten 90 Tage erfolgten 71000 Seitenaufrufe. Dabei wurden 576 Megabyte übertragen. Die Aufrufe kamen aus 50 Ländern. Die Statistik wird angeführt von Deutschland, gefolgt von Österreich und Großbritannien. Die USA stehen an siebter Stelle. Selbst der Vatikanstaat ist mit 28 "page hits" dabei. Der exotischste Interessent unserer Webseite ist Tonga mit 13 Zählern. Ganz hinten steht Zypern mit zwei Aufrufen. Den stärksten "Traffic" der letzten drei Monate beobachteten wir übrigens zu den Weihnachtstagen.

Neben der positiven Webseiten-Statistik können wir uns auch über viele eingegangene E-Mails freuen. Neben umfangreiche Informationen über genealogische Probleme habe ich als Verwalter der Webseite auch einige kuriose Mails erhalten. Ein Interessent frage beispielsweise unbefangen: "Ich heiße auch Schilling. In meiner Familie gab es 1890 einen Goldschmied. Sind wir verwandt?" - Von einer "Gesellschaft zur Verteidigung des französischen und ausländischen Adels" gab es die Anfrage, ob wir wohl eine Interessenvertretung in Deutschland anbieten können. - Selbstverständlich sind wir bemüht, alle Fragen in angemessener Zeit zu beantworten.

Die E-Mails, die aufgrund genealogischer Inhalte von allgemeinem Interesse sind, werden wir in Kürze ebenfalls ins Netz stellen. Weiterhin soll auch ein Gästebuch eingerichtet werden, in welchem Besucher Anmerkungen verfassen können. Ebenso begrüßen wir Anregungen und Kritik von Verbandsmitgliedern.

Zum Schluss noch unsere Webadressen:

Für den öffentlichen Bereich:

http://www.schilling-verband.de, oder:

http://www.schilling-association.org

Für den nur für Verbandsmitgliedern zugänglichen Bereich:

http://www.schilling-association.org/mitglieder/indexframes/frameseite.htm

(Kleinschreibung beachten, da Unix-Server!) oder über die Links im öffentlichen Bereich.

Jedes Mitglied, das noch nicht über Zugangskennung und Passwort verfügt, kann diese über cvs@schilling-association.com anfordern. Bitte Fax-Nummer angeben, denn die Übermittlung kann aus Sicherheitsgründen nur über Fax oder telefonisch erfolgen."

Über unsere Webseite konnten wir zwei fördernde Mitglieder gewinnen: Oscar Schilling aus Chile, und Edward Norbert Schilling aus St. Louis in den USA.

 

Was gibt sonst noch über die drei Stämme zu berichten?

 

Westlicher Stamm

Johannes Schilling geehrt

Übergabe wertvoller Dokumente in MittweidaWie bereits im vergangen Jahr im Schilling-Kurier erwähnt, wurde am 23. März 2001 das Geburtshaus des berühmten Bildhauers Johannes Schilling in Mittweida (Sachsen) mit einer Ehrentafel geziert. Die Mittweidaer Stadtnachrichten schrieben über den Festakt: "Es war ein historischer Augenblick, als Bürgermeister Bruno Kny und der Vorsitzende des "Verbandes des Hauses Schilling e.V.", Helmuth Baron von Schilling, durch ein kräftiges Ziehen an der Reißleine die Verhüllung an der restaurierten Gedenktafel an Schillings Geburtshaus entfernten. An der Enthüllung nahm auch Ina Schilling-Nickel aus Dresden teil, die Urenkelin des Bildhauers.

Das Foto zeigt die Überreichung wertvoller Dokumente aus dem Familien-Archiv, v.l. Bürgermeister Kny, Museumsdirektor Weber, Ina Schilling-Nickel und Helmuth Baron von Schilling.

In Mittweida wurde einhellig der Wunsch nach einem dauerhaften Schilling-Museum laut. Ein Vorhaben, das 1914 fast gelang, dann aber durch den Ersten Weltkrieg verhindert wurde. Einen guten Überblick über das Leben und Wirken von Schilling bietet jedoch einige Räume im hervorragend hergerichteten Museum "Alte Pfarrhäuser". Zum Schluss seiner Ansprache dankte Bürgermeister Kny den Vertretern des Schilling-Verbandes für die Großzügigkeit, Dauerleihgaben aus dem Nachlass des Künstlers dem Museum zur Verfügung zu stellen. Darunter Gemälde Schillings und der Ehrenbürger-Brief der Stadt Mittweida. Gefreut hat sich der Bürgermeister auch für die Geldspende in Höhe von 1000 Mark. Das Geld soll für die Restaurierung defekter Büsten ausgegeben werden. Der Dank galt auch Ina Schilling-Nickel. Sie übernimmt mit ihrem Mann die Restaurierung der Gipsbüste "Natalie". Natalie, geborene Neubert, war die zweite Frau von Johannes Schilling.

Übrigens: Ein Besuch des Museum lohnt sich: Museum "Alte Pfarrhäuser", Kirchberg 3, 09648 Mittweida).

 

Südlicher Stamm (Canstatt)

Grabpflege in Finnland

Grab des Frhr. Rudolf K. W. von Schilling, FinnlandEnde des vergangenes Jahres erhielten wir Post aus Finnland: Harro G. Thiel meldete sich aus Piispanriste bei Helsinki mit einer besorgten Frage. Seine Großmutter Eva Olsen-von Schantz war 1919 von Graf Rüdiger von der Goltz, einem Bekannten der Familie, gebeten worden, das Grab von Rudolf Freiherr Schilling von Canstatt zu pflegen, der am 7. Juli 1919 gefallen war. Thiele hatte jedoch keine Ahnung, wer der Verstorbene war und ob es noch Angehörige gibt. Von uns erhielt er Auskunft:

Rudolf Schilling von Canstatt wurde 1899 in Karlsruhe geboren. Sein Vater war mit der in Kopenhagen geborenen Bertha Mussmann verheiratet. Das Ehepaar hatte drei Kinder. Zwei Söhne, von denen einer Rudolf war, und eine Tochter. Beide Söhne sind unverheiratet gefallen. Die Tochter Emma starb ebenfalls unverheiratet 1973 in Bonn. Dieser Zweig der Familie ist also ausgestorben. Das Foto zeigt das Grab mit der Inschrift: Freiherr Rudolf K.W. von Schilling, geb. 1. IV. 1899, gefallen im Baltenregiment 7. VII. 1919.

Rudolf Schilling v.C. war Angehöriger des deutschen Hilfskorps, das im April 1918 unter dem besagtem Generalen von der Goltz den Freiheitskampf der Finnen gegen die gerade gegründete Sowjetunion unterstützten sollte. General von der Goltz kämpfte anschließend auch im Baltikum gegen die Bolschewisten. In Estland wurde von den Deutsch-Balten das Baltenregiment gebildet. Schilling ist vermutlich in Estland gefallen und dann nach Finnland überführt worden.

 

Äbtissinnen in Pfullingen

Überreste der Kirche in PfullingenIn Pfullingen bei Stuttgart wird in diesem Jahr vom 15. März bis 24. November das 750-jährige Jubiläum des "Klarissenklosters der heiligen Cäcilie" gefeiert. Die Stadt lädt zu einem umfangreichen Festprogramm mit einer Ausstellung, einem mittelalterlichen Spektakel (15 und 16. Juni) und Vorträgen ein. Das Areal des ehemaligen Klarissenklostern gehört zu den noch weithin unbekannten Juwelen der württembergischen Landes- und Kunstgeschichte. Es hat eine sehr bewegte Geschichte erlebt. Und diese Geschichte haben auch zwei Frauen unseres südlichen Stammes mitgeprägt. Anna Schilling von Canstatt war von 1454 bis 1464 Äbtissin des Klosters und etwas später Ursula Schilling von Canstatt, die 1471 starb. Die beiden frommen Damen sorgten dafür, dass die Regeln des Ordens der Klarissen mit strenger Askese und Weltabgeschiedenheit eingehalten wurden. (Informationen: Stadt Pfullingen, Kulturamt, Marktplatz 5, 72733 Pfullingen, Tel. 07121-207 oder 208).

 

Jugendtreffen in Richmond

Am 30. Juni trafen sich jugendliche Mitglieder des Verbandes in den USA ein Picknick in einem Park bei Richmond (Virginia). Es muss ein sehr schönes Fest an einem heißen Tag mit reger Beteiligung gewesen sein. Die Vettern und Cousinen, die sogar aus Washington DC anreisten, hatten allerdings Probleme mit dem starken Verkehr, will die Menschen an diesem sonnigen langen Wochenende ans Meer strömten. Eine junge Familie verpasste sogar wegen des Staus das Fest Die Wiederholung eines derartigen Treffens ist geplant.

 

Östlicher Stamm

Glückliche Rettung in Riga

Am 22. Juli 2001 durfte der Vorsitzende des Familienverbandes ein ganz besonderes Ereignis miterleben. Unser 92-jähriges Familienmitglied Dr. Jürgen Baron von Schilling, der für ein SOS-Kinderdorf in Lettland ein Haus gespendet hatte, übergab an diesem Tag offiziell sein Geschenk. In der "Westdeutschen Zeitung" stand etwas später folgender Bericht:

Dr. Jürgen Baron von Schilling vor seinem SOS-Kinderhaus in Lettland."Dr. med. von Schilling aus Wilhelmshaven bestreicht vor einem Haus des SOS-Kinderdorfes Islice bei Bauske in Lettland die Rückseite einer Messingplatte sorgfältig mit einem Hartkleber. Die Hausbewohner, sieben Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren, beobachten ihn aufmerksam. Als Baron Schilling die Platte dann neben die Haustür klebt, sagt er feierlich. "Dieses Haus soll für alle Zeiten seinen Namen tragen." Auf dem Schild steht: "Fricis Graudinsch" (Grauding). Seine Hilfsbereitschaft und sein Mut retteten 1918/19 Hermann Baron von Schilling vor der Erschießung im Rigaer Stadtgefängnis.

An seinem 90. Geburtstag hatte der pensionierte Arzt dem Kinderdorf aus Dankbarkeit für die Rettung des Vaters für 100 000 Mark das Haus gestiftet. Der jetzt 92-Jährige erinnert sich noch lebhaft daran, wie vor 83 Jahren Rotarmisten mit Gebrüll das Haus in Riga stürmten, in dem seine Familie damals wohnte. Die Soldaten traten die Wohnungstür ein und schrieen mit angelegten Gewehren: "Der Vater des damals Neunjährigen wurde verhaftet und in das Stadtgefängnis geschleppt.

Im Baltikum herrschte im bitterkalten Winter 1918/19 blutiger Terror. Als nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg und dem Waffenstillstand am 11. November 1918 die deutschen Truppen die Ostseeprovinzen verlassen mussten, übernahmen von Moskau gelenkte Kommunisten bis zum Mai 1919 die Macht in Lettland. In diesen fünf Monaten erschossen sie allein in Riga mehr als 5000 Menschen, fast 9000 Einwohner der Stadt verhungerten, 8000 Männer und Frauen wurden schuldlos in Rigaer Gefängnissen und 10 000 in Konzentrationslagern auf den öden Düna-Inseln monatelang gefangen gehalten. Ziel des Terrors waren besonders die Deutschen, die seit 700 Jahren die Oberschicht im Baltikum bildeten.

Nach der Gefangennahme des Vaters blieb die Mutter mit den vier Kindern verzweifelt in der Wohnung zurück. Da kam unerwartete Hilfe durch den Letten Fricis Graudinsch, Gärtner und Hausmeister der Mietshäuser in der damaligen Rigaer Kirchhofstraße, der von den Deutschen Grauding genannt wurde und der für die Kinder eine Art Großvater war.

Er empörte sich dermaßen über die Verhaftung, dass er sich schnurstracks auf die Suche nach dem Gefängnis begab, in das Hermann von Schilling gebracht worden war. Am Abend hatte er es gefunden. Er begann sofort auf die betrunkene Tschekawache (Polizei der Bolschewisten) einzureden, wie er später der Familie berichtete. Graudinsch: "Habt ihr einen Schilling hier?" Darauf die Tschekisten: "Ein Burjui (Bourgeois). Alle Rotangekreuzten werden morgen erschossen. Heute haben wir es nicht mehr geschafft:" Graudinsch: "Er ist arm wie eine Kirchenmaus (das stimmte, da sein Geld für ein verkauftes Gut auf einer russisch-amerikanischen Bank lag, die seit Lenins Amtsantritt nicht mehr existierte). Er pflegt arme Leute in unserer Umgebung. Er ist ein Sozialist wie du und ich."

Nach verblüfftem Zögern riss der Tschekist eine Zeitungsecke ab und schrieb "Schilling herausgeben" drauf, knallte das Papierschnipsel Graudinsch an die Brust und schrie: "Da hast Du Deinen Schilling, hau ab! Hol Dir Deinen Schilling." Und der Sohn ergänzt: "Als der Gefängnisschließer meinen Vater aus der überfüllten Zelle holte, bot Grauding ihm seinen Arm an und sagte: ‚Herr Baron, wir gehen jetzt nach Hause’."

Bei einer kleinen Feier in Islice anlässlich der "Taufe" des "Hauses Graudinsch" sagte Dr. von Schilling. "Ich hatte schon lange die Idee gehabt, Graudinsch ein Denkmal zu setzen. Und wenn ich hier die fröhlichen Kinder sehe, glaube ich, das Richtige getan zu haben:". Nachkommen von Graudinsch kann nicht mehr geholfen werden. Angaben über ihn, seine Frau und ihren Sohn enden 1940 mit dem Einmarsch der Sowjets in Lettland.

Das Sozialwerk SOS-Kinderdorf zum Schutz und zur Erziehung elternloser und heimatloser Kinder ist vor 50 Jahren vom Österreicher Hermann Gmeiner gegründet worden. Inzwischen existieren 423 Dörfer in allen Teilen der Welt. Wie der Direktor des Hauses in Islice, Juris Valmier, berichtete, gibt es im Baltikum neben Islice in Lettland noch ein Dorf in Litauen und zwei Dörfer in Estland. In Islice, wo 1996 der Grundstein gelegt wurde, stehen zurzeit zehn Häuser , zwei werden noch gebaut. In jedem Haus wohnen in der Regel sieben Kinder. Sie werden von einer Pflegemutter betreut. An ihren freien Tagen springt eine sogenannte Tante ein. Neben dem Direktor und den derzeit zehn Pflegemüttern und sieben Tanten arbeiten in Islice ein Sozialarbeiter, zwei Pädagogen, zwei Psychologen und eine Sekretärin. Die Kinder besuchen den Kindergarten, der von der Kommune betrieben wird und öffentliche Schulen.

Katrina Kraukle, die Pflegemutter im "Haus Graudinsch", wohnt mit ihren Zöglingen im ersten Stock. Die 73-Jährige darf ihren Job nur ausüben, wenn sie ledig bleibt. Das wird allerdings in anderen Ländern nicht so streng gehandhabt. Die Kinder kommen oft schon im Baby-Alter in die Siedlung und bleiben, bis sie die Ausbildung beendet haben. Alle Häuser im lettischen SOS-Kinderdorf wurden durch Spenden finanziert. An den 100 000 Mark, die Jürgen von Schilling spendete, beteiligte sich mit rund 11 000 Mark das Studenten-Corps Borussia aus Tübingen, dem der 92-Jährige angehört. Eine Kollekte in der Kapelle des Dünenfriedhofs Langeoog sowie ein Sammlung bei den Insulanern füllte den Fonds zusätzlich auf.

Warum Langeoog? Baron Schilling starb 1946, also 27 Jahre nach seiner Rettung durch Graudinsch nach Umsiedlung aus dem Baltikum und Flucht aus Westpreußen in einem baltischen Altersheim auf der Insel. Und der Arzt, der sich schon von jeher sozial engagierte, hatte 1959 eine tolle Idee. Er wollte auf dem öden Dünenfriedhof des Eilandes Bäume pflanzen. Schilling: "Die Gemeindeväter haben sich damals über meinen Plan kaputtgelacht."

Doch inzwischen hat der sture Baron, der auch im hohen Alter noch sehr aktiv auf dem Friedhof arbeitet, das öde Fleckchen Erde in bewaldetes Schmuckstückchen verwandelt. Auf dem Friedhof liegen nicht nur etwa 300 Landleute aus dem Altersheim, sondern auch 113 russische Gefangene, die während des Krieges an Erschöpfung und Typhus starben und in ein Massengrab verscharrt wurden. Der Friedhof, auf dem früher vor allem angeschwemmte Tote lagen, weil kein Insulaner dort begraben werden wollte, steht inzwischen unter Denkmalschutz. Baron Schilling ist Ehrenbürger. Die Insulaner wissen, was sie ihm – und somit auch Graudinsch – zu verdanken haben."

 

Estlands neue Botschaft

Als eine seiner letzten Amthandlung hat Estland Präsident Lennart Meri die renovierte Botschaft seines Landes in Berlin eröffnet. Zu diesem Festakt am 27. September war auch der Vorsitzende des Familienverbandes eingeladen. Außerdem die langjährige Geschäftsführerin des Verbandes, Helene Baronesse von Schilling. Meri konnte sich noch gut an die Familie Schilling erinnert, die von ihm anlässlich des Familientages 1999 in Tallinn (Reval) empfangen worden war. Meri: "Ich fühle mich schon fast wie ein Schilling." Seine Präsidentschaft lief Anfang Oktober nach zwei Amtsperioden ab. Er wurde durch Arnold Rüütel ersetzt.

Estlands Ex-Präsident Meri mit Ehefrau und Helmuth Baron von SchillingEstland ist einer der wenigen Staaten, die ihre alte Botschaft in Berlin renoviert haben. Der 72-jährige Meri hatte für seine Teilnahme an der Eröffnung eine besondere Motivation. Sein Vater war vor dem Zweiten Weltkrieg Gesandtschaftsrat in der Botschaft, und der Ex-Präsident verbrachte Kindheitstage in dem Gebäude am Berliner Tiergarten. "Ich spielte auf dem diplomatischen Parkett, das ich heute wieder betreten habe."

Nicht nur der alte Fußboden ziert das repräsentative Haus im Berliner Diplomatenviertel. Das ganze Gebäude erstrahlt im alten Glanz. Der Hoflieferant Joseph Robrecht hatte das Grundstück im Jahr 1883 vom Schokoladenfabrikanten und Konditor Theodor Hildebrand gekauft und ließ das ursprünglich kleine Gebäude erheblich erweitern. Nach dem Ersten Weltkrieg verkaufte die Tochter von Hildebrand das Haus an den estnischen Konsul Voldemar Puhk, der es seinem gerade selbständig gewordenen, finanzarmen Land kostenlos als Gesandtschaft zur Verfügung stellte. Nach der Annexion Estlands durch die Sowjets wurde das Gebäude 1940 an Moskau übergeben. Als dann Deutschland 1941 in Russland einfiel, übernahm das deutsche Außenministerium die Immobilie. Estland blieb jedoch auch nach 1945 Eigentümer des Hauses, das aber immer mehr verfiel. Nachdem die Balten 1991 wieder die Selbstständigkeit erlangten und nach dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin begann die Renovierung.

Beim Festakt zur Wiedereröffnung der Botschaft wurde übrigens nicht nur die estnische und deutsche Hymne gesungen, sondern auch die amerikanische: Meri: "Wir stehen nach dem 11. September 2001 solidarisch zu den USA. Unser Volk, das während der Sowjetherrschaft um ein Fünftel dezimiert wurde, weiß was Terror bedeutet."

Das Foto zeigt Estlands Ex-Präsident Meri mit Ehefrau und Helmuth Baron von Schilling während des Festaktes.

 

Orden für Cousine Helene

Cousine Helene erhielt übrigens eine besondere Ehrung durch den estnischen Staat. Am 27. Februar, wurde ihr in der Botschaft in Berlin für ihre Verdienste um das Land der Orden "Estnisches Rotes Kreuz" 5. Klasse verliehen. Wir gratulieren.

Helene hat sich unermüdlich für die deutsch-estnische Freundschaft eingesetzt. Seit der neuen Unabhängigkeit ihres Geburtslandes im Jahr 1991 ist sie zwölf mal ins Baltikum gereist. Sie hat eine Partnerschaft zwischen der Kirchengemeinde ihres Wohnortes St. Tönis und der Kirche in St. Johannis (Järva Jaani), ins Leben gerufen. An dieser Kirche liegt auf dem Schillingschen Begräbnisplatz auch das Grab unseres Ahnherrn Karl Gebhard, der in St. Johannis auf dem das Schilling-Stammgut Orgena ansässig war. Helene hat durch Kollekten die Renovierung des Pastorats der Kirche weitgehend unterstützt. Und außerdem auch durch Paketsendungen geholfen. Das Foto zeigt Cousine Helene mit dem Orden.

Cousine Helene mit dem OrdenEinen Orden erhielt übrigens auch der Vorsitzende der Freiwilligen Feuerwehr in St. Johannis, Tuve Kärner. Er dürfte den Teilnehmern des Familientages 1999 noch bestens in Erinnerung sein. Die Feuerwehr hatte uns überschwänglich freundlich begrüßt. Kärner ist es zu verdanken, dass im Gutsgebäude ein Museum eingerichtet worden ist. Der Ausbau macht gute Fortschritte.

Auf unserer geschützten Seite finden Mitglieder den Jahresbericht 2001, den Entwurf der neuen Satzung, die Tagesordnung der Mitgliederversammlung und die aktualisierten Mitgliederlisten.